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Familie und Hund – ja und?

Hunde sind eine Bereicherung für jede Familie – aber auch eine große Verantwortung. Wir haben Hundetrainer Hias Leinich befragt, was wir wissen sollten, BEVOR wir uns einen vierbeinigen Freund und Helfer ins Haus holen.

„Bitte, bitte, ich wünsche mir einen Hund“! Wer kennt sie nicht, diese inbrünstig wiederholte Bitte unserer Kinder? Ob man dem Wunsch nachkommt oder nicht, will jedoch gut überlegt sein. „Ein Hund ist wie ein Kind“, weiß Hundetrainer Matthias Leinich. Ein vollwertiges Familienmitglied also, das viel zu geben hat, aber auch viel Aufmerksamkeit braucht. Sollte die Entscheidung bewusst für einen Hund ausfallen, kann die ganze Familie davon profitieren.

 

Welche Rolle spielen Hunde für uns Menschen?

Hias Leinich: Hunde sind Begleiter und Arbeitstiere. Man kann sie erziehen und vielfältig einsetzen, wie zum Beispiel als Wachhund, Suchhund oder Jagdhund. Jede Rasse hat eine ganz bestimmte Aufgabe. Für Familien kommen vor allem Hunde aus so genannten „Showlinien“ in Frage, wie etwa Labradore. Das Zuchtziel für diese Rassen ist Gutmütigkeit, Genügsamkeit, Wesensfestigkeit – der Vorteil ist, dass diese Hunde auch dann nicht ausrasten sollten, wenn eine Horde Kinder schreiend auf sie zuläuft.

Kinder und Hunde – wie verstehen die sich eigentlich?

Hias Leinich: Hunde sind Tiere, die nicht erwachsen werden. Sie spielen ihr Leben lang. Kinder wiederum denken nicht lange und handeln unbedarft und instinktiv – sie wissen einfach, wie man mit Hunden umgehen muss.

Was kann man mit und von Hunden lernen?

Hias Leinich: Respekt und Treue, Abstand halten, Empathie und Konsequenz. Und dann ist da noch die Härte, die man zeitweise sich selbst, aber auch dem Tier gegenüber aufbringen muss.

Man spricht immer von den vielen Vorteilen von Hunden für Familien. Welche sind das?

Hias Leinich: Ein Hund nimmt jedes Familienmitglied so wie es ist – egal ob die HÜ gemacht ist, ob man mit drei Promille nach Hause kommt oder die Haare unfrisiert sind. Ein Hund freut sich einfach, dass man da ist. Das ist das Schöne!

Das regelmäßige „Rausgehen müssen“ bringt in viele Familien die ursprünglichen Naturerlebnisse zurück. Und natürlich lernen Kinder mit Hunden Verantwortung zu übernehmen. Sie lernen, dass man sich um ein Lebewesen kümmern muss – damit es nicht „verkümmert“.

Was gehört da alles dazu?

Hias Leinich: Nun ja. Ein Hund ist wie ein weiteres Kind – nur etwas einfacher (lacht). Man muss ihn füttern, ein Leben lang erziehen und sich täglich mit ihm beschäftigen.

Je größer der Teil ist, den man hergibt, desto schöner ist auch das Zusammenleben.

Wie groß ist der zeitliche Aufwand, den man für einen Hund einplanen muss?

Hias Leinich: Hunde sind Rudel-Tiere und wollen am liebsten immer mit dabei sein. Natürlich kann man Hunden auch beibringen alleine zu Hause oder im Auto zu bleiben. Doch eine Stunde Spazierengehen pro Tag und zwei Mal die Woche eineinhalb Stunden gezieltes Training sollte das Minimum sein.

Was passiert, wenn man sich diese Zeit nicht nehmen kann oder will?

Hias Leinich: Dann wird der Hund nicht folgen, an der Leine ziehen, weglaufen, etc. Wenn man Hunde nur in Haus oder Garten lässt und sich nicht mit ihnen beschäftigt, wird sich auch ein Hund daran gewöhnen – doch die Bestimmung ist es der Rasse entsprechend zu arbeiten, zu spielen, fressen, riechen, laufen und zu jagen.

Was alles sollte man beim „Spazieren gehen“ beachten ?

Hias Leinich: Die Regel lautet: Für den Hund spazieren gehen und nicht für sich selbst. Das heißt z.B. wenn der Hund 10 Minuten an einem Baum schnüffeln will, sollte er das auch dürfen. Es geht um Aufmerksamkeit und ständige Interaktion. Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe lasse ich das Handy zu Hause und nehme – optimalerweise – auch keine Freunde mit. Diese Zeit gehört nur meinem Hund und mir, ich beschäftige mich mit ihm.

Und dann wäre da ja noch die Hundeschule? Wie lange dauert die Ausbildung?

Hias Leinich: Als Welpen besuchen Hunde circa 10 Wochen die Welpenschule. Danach folgt ein Jahr Hundeschule wo grundlegende Befehle wie „Platz“ „Sitz“, „Geh Fuss“ erlernt werden. Am besten ist es, wenn die Ausbildung von nur einer Person durchgeführt wird. Darüber hinaus gilt für Hunde wie für Menschen: Erziehung endet nie. Das Erlernte sollte deshalb regelmäßig wiederholt werden.

Was ist das Ziel der Ausbildung?

Hias Leinich: Ziel ist es, als Team durch die Welt zu gehen. Der Hund muss in jeder Lebenslage sein Herrl registrieren – egal ob ein Hase, ein Reh oder eine Schüssel Futter vor ihm stehen. Ein Hund muss folgen – alles andere wird von der Gesellschaft nicht toleriert. Das Gute dabei ist: Man kann Hunden alles beibringen – solange sie nur etwas bekommen dafür. Sei es Aufmerksamkeit, Lob, das Lieblingsspielzeug oder Futter. Eines allerdings braucht es dafür immer, und das ist Zeit .

Neben Zeit spielt auch Geld eine Rolle. Wie hoch ist der finanzielle Aufwand für einen Hund?

Hias Leinich: Für einen durchschnittlichen Rassehund vom Züchter muss man mit 1.000 bis 1.500 Euro rechnen. Zubehör wie Leine und Korb etc. machen einmalig etwa 500,- Euro aus. Laufende Kosten würde ich im Schnitt bei 100 Euro pro Monat ansetzen – da ist dann vom Futter bis zum Tierarzt alles dabei.

Günstiger wird es, wenn es nicht unbedingt ein Rassehund sein muss. Ich empfehle auch Hunde aus dem Tierheim. Diese kosten weitaus weniger und haben oft schon eine Ausbildung hinter sich. Dass Tierheim-Hunde gestört oder verängstigt sind, ist ein Vorurteil und stimmt in den meisten Fällen einfach nicht.

Würdest Du einer Familien nun zu einem Hund raten oder nicht?

Hias Leinich: Generell würde ich sagen „Ja“, aber mit einem großen „Aber“. Die erste Frage die man sich stellen sollte, ist die nach dem Warum? Nur weil es die Kinder gerne hätten? Wer kümmert sich um das Haustier? „Irgendwer“ ist keine Antwort. Das Wichtigste ist, diese Frage bis zum Ende zu denken. Ein Hund lebt zehn bis 15 Jahre. Was passiert, wenn der Hund alt wird und Papa nichtmehr zum Sport begleiten kann? Was ist, wenn der Hund wegen einer Krankheit jede Stunde raus muss? Und da wir reden da noch nicht mal von ernsthaften Problemen.

Was ist Dein wichtigster Grundsatz für ein Leben mit Hund?

Hias Leinich: Lass den Hund, Hund sein und denke dabei wie ein Mensch.

Danke Hias, für das Gespräch!

Der gebürtige Grazer Matthias Leinich ist diplomierter Hundeführer und Ausbildner für Rettungshunde. Bei der Salzburger „Lawinen- und Vermisstensuchhundestaffel“ ist er für die Ausbildung der Rettungshunde sowie für die Sparte „Mantrailing“ – also der Suche nach Menschen – zuständig. Auf seiner Internetseite www.hiasundhund.com befinden sich Informationen rund um sein privates Angebot als Hundetrainer.