Kind und Paprika

Dr. Wiesbauer erzählt: Mit einem Lächeln durch die Fastenzeit

Fasten und Familie lassen sich leichter vereinbaren als gedacht. TCM-Ärztin Dr. Elisabeth Wiesbauer-Hillebrand gibt Anregungen, wie die Zeit des Verzichts zu einem Gewinn für die ganze Familie werden kann.

Weniger Kilos, mehr Energie und geistige Ausgeglichenheit. Die positiven Effekte einer Fastenkur sind zahlreich. Die negativen leider auch: Verzicht, schlechte Laune und körperliche Schwäche. Weil sich so gut wie jeder mit dem Fasten schwer tut, haben wir die Salzburger TCM-Ärztin Dr. Elisabeth Wiesbauer-Hillebrand um Rat gefragt, wie man am besten mit Kind und Kegel durch die Fastenzeit kommt.

Jetzt ist Fastenzeit. Warum ist Fasten gut und wichtig?

Das Fasten entlastet unseren Körper, auch aus Sicht der Chinesischen Medizin. Fasten befreit uns von Stoffwechselrückständen und lässt uns wieder leichter fühlen. Der Frühling ist in der Chinesischen Medizin die Zeit unseres Entgiftungsorganes, der Leber. Deshalb bietet sich der Frühling auch als beste Zeit für eine Fastenkur an.

Wie empfehlen Sie, das Fasten anzugehen?

Ich empfehle einen achtsamen und bewussten Umgang mit der Ernährung. So kann man in der Zeit des Fastens seine Ernährung sanft umstellen und langfristig eine gesunde und bewusste Essweise beibehalten. Auch der Jo-Jo Effekt bleibt aus, der nach radikalen Fastenkuren oft eintritt. Besser ist es kontinuierlich die Mitte zu Stärken und so zu leben, dass der Organismus sich langfristig im Gleichgewicht befindet.

Wie stärkt man seine Mitte?

Indem wir regelmäßig nicht zu große Portionen Warmes und Gekochtes essen – etwa Getreide mit gedünstetem Gemüse. Dabei sollten wir für eine entspannte und angenehme Atmosphäre sorgen. Gut kauen und langsam essen.

Wenn Mütter fasten wollen aber ihre Familie ganz normal ernähren sollen kann es schwierig werden. Was raten Sie?

Man kann für Mann und Kinder einmal etwas Bestellen oder Vorkochen, z.B. reichhaltige Eintöpfe oder Suppen mit Fleisch, Hülsenfrüchten und Gemüse.
Eine weitere Möglichkeit ist es, für sich selbst eine klare Gemüsesuppe und den anderen Familienmitglieder zusätzlich Fleisch, Fisch oder reichhaltigere Einlagen anzubieten.
Ich rate jedenfalls dazu, keine radikale Kur zu machen!

Warum eigentlich nicht?

 Wird zu radikal gefastet, wird der Körper mehr geschwächt, als entlastet. Ich rate zum Verzicht auf gewisse Nahrungsmittel wie tierisches Eiweiß, Weizen- und Milchprodukte, Kaffee und Zucker. Zwischendurch kann einmal ein reiner Getreidetag eingelegt werden.

Wenn jetzt aber jemand wirklich abnehmen möchte?

Wie gesagt, die Chinesische Medizin ist gegen radikale Fastenkuren. Falls man das machen möchte, ist es wichtig, sich auch wirklich eine Auszeit von Familie und Alltag zu gönnen. Denn sonst kann es passieren, dass man geschwächt und nicht gut drauf ist.

Wie kann man damit am besten umgehen?

Man sollte sich seiner schlechten Laune bewusst sein und nach Lösungen für sich suchen: Entweder einen Spaziergang machen, oder in den Wald gehen und dort Spannung ablassen sowie die Kinder zu Großeltern oder Freunden bringen. Denn: Vor allem kleinere Kinder müssen die eigene schlechte Laune nicht verstehen! Da ist man schon selbst dafür verantwortlich. Beim radikalen Fasten wäre es deshalb am besten sich freizuschaufeln. Im Familienalltag empfehle ich nur Reduktionskuren!

Was soll man dabei aus Sicht der Chinesischen Medizin essen?

Man sollte die Mitte stärken. Das macht man vor allem mit warmen, gekochten und regelmäßigen Mahlzeiten. Man beginnt den Tag mit einem warmen Frühstück. Das Mittagessen sollte eine gemischte Kost aus Getreide, Gemüse und eventuell ein wenig Fleisch oder Fisch sein.
Am Abend sollte man nur noch Leichtes wie z.B. eine klare Suppe essen.

Zwei Hände voller Erde - ein Mann bei der Ernte von Vogerlsalat

© Eva trifft

Können auch Kinder fasten? 

Kinder brauchen vor allem in der Wachstumsphase Energie in Form von Getreide, das man am besten mit Hülsenfrüchten und tierischem Eiweiß ergänzt.
Aber Kindern können sehr wohl den Verzicht lernen! Z.B. auf Süßigkeiten oder Schokolade. Stattdessen kann man ihnen Süßes aus der Natur anbieten wie Orangen, Äpfel, oder Trockenfrüchte

Verzichten lernen kann man auch gut bei anderen Dingen, oder?

Genau! Kinder können auch Handy- oder Fernsehfasten. Anstatt der Zeit vor dem Bildschirm könnte man bewusst gemeinsam ein Buch lesen, basteln oder ein Spiel spielen.

Gibt es so etwas wie ein Geheimrezept um leichter zu fasten?

Essen mehr als bloße Nahrungsaufnahme zu sehen! Wenn man lernt, Lebensmittel bewusst zu essen und wahrzunehmen, wird sich bei uns und unseren Kindern ein natürlicher und gesunder Lebensstil von selbst einstellen. Kochen und Essen sollte ein Fest der Sinne sein, ein Akt der Liebe zu uns selbst und unseren Liebsten. Wenn wir dann beim Fasten einmal auf etwas verzichten und dadurch unserem Körper Erleichterung verschaffen ist das auch ein Akt der Liebe – und zwar zu uns selbst.

Wir danken Dr. Elisabeth Wiesbauer-Hillebrand für das Gespräch!

Portraitbild von TCM-Ärztin Dr. Elisabeth Wiesbauer-Hillebrand

 

 

 

 

 

Dankenswerter Weise stellt Sie uns auch ein Rezept für ihr köstliches Granola als Süßigkeiten-Ersatz für Kinder in der Fastenzeit zur Verfügung:

Granola

  • 300g Haferflocken Großblatt
  • 60g Kürbiskerne
  • 60g Sonnenblumenkerne
  • 80g Mandeln geschält
  • 70g Paranüsse
  • 60g Cashewnüsse
  • 50g getrocknete Aprikosen (klein geschnitten)
  • 60g Cranberries
  • 70g getrocknete Datteln (klein geschnitten)

Sirup:

¼ TL Salz
3 EL Wasser
2 EL Rapsöl
2 EL Sonnenblumenöl
250ml Ahornsirup

Die Nüsse klein schneiden und inklusive Haferflocken, Sonnenblumenkerne und Kürbiskerne alles in eine Schüssel geben.
Den Sirup mischen und unter die Haferflocken- Nussmischung mischen.
Die Mischung am Besten auf 2 Bleche flächig verteilen, maximal 1 cm hoch und im Backofen bei 140 Grad Umluft 40 Minuten rösten, dazwischen 2-3mal wenden.
Danach alles herausnehmen und in eine Schüssel geben. Trockenfrüchte daruntermischen und noch einmal für ca. 5-8 Minuten ins Rohr.

Fertig!